Datenethik als Kompass für eine Datenstrategie und Data Governance

In den letzten Monaten drängen Produkte wie ChatGPT (OpenAI) mit schier endlosen Möglichkeiten auf den Markt. Doch wie schaffen wir einen verantwortungsvollen und ethischen Rahmen für die Nutzung solcher Produkte?

Michael Thieme und Niklas Lümmen, Projektmanager und Experten für den Bereich Datenmanagement, haben sich mit dem Zusammenspiel aus Datenstrategie, Data Governance und Datenethik auseinandergesetzt. Im Folgenden möchten wir unsere wesentlichen Erkenntnisse mit Ihnen teilen.

Zunächst lohnt ein Blick hinter das Wort Datenethik. Wofür steht Ethik überhaupt? – Das Wort Ethik stammt vom griechischen Wort „Ethos“ und heißt so viel wie Charakter oder Sinnesart. In Ergänzung mit dem Wort Daten ergibt sich ein Bereich der Ethik mit Ziel der Bewertung von Datenpraktiken in Bezug auf eine geltende Moral. So sichert eine ethische Datenverarbeitung immer die Vertretbarkeit einzelner Handlungen und unterstützt Bestrebungen nach Entscheidungstransparenz. Kurz gesagt, Datenethik ist ein Instrument zur Wahrung der Würde des Menschen im Digitalen.

Aus technologischer Sicht erwächst aus dieser Bestrebung ein Konflikt, dessen wir uns bei der Planung eines jeden Datenprozesses bewusst machen müssen: Technologien haben Effizienz und Perfektion als oberstes Ziel. Zur Würde und Freiheit des Menschen gehört es jedoch nicht perfekt zu sein. Dieses diametrale Zielverständnis birgt insbesondere in der Zusammenarbeit von Technologie und Mensch ein enormes Konfliktpotenzial.

Auswirkungen spüren wir schon heute: KI-Bots, die inhärent rassistisch, sexistisch oder diskriminierend sind, gingen in den letzten Jahren immer wieder durch die Fach- und Massenmedien. Die Ursache hierfür liegt in den Daten, die dem jeweiligen Modell zum Training zur Verfügung stehen. Die Statistiken aus diesen Daten beschreiben letztendlich immer die Masse und nicht das Individuum. Das heißt, statistische Voraussagen, die für eine große Gruppe zutreffen, können bei Einzelpersonen vollkommen daneben liegen.

Was können wir also als datengetriebenes Unternehmen tun? Auf der einen Seite bieten diese Technologien ein riesiges Innovationspotential und können sehr positive Dinge hervorrufen, auf der anderen Seite sehen wir schwerwiegende Gefahren für die Freiheit einzelner Individuen.

Neben Datenschutz ist jetzt auch Mut gefragt!

Wir bei der Informationsfabrik glauben, dass Datenethik eine große Chance bietet - insbesondere für regulierte Unternehmen. Unternehmen die die ethischen Schlüsselprinzipien Fairness, Datenschutz, Transparenz und Verantwortlichkeit auf ihre Datenprodukte anwenden, können das Vertrauen in die Nutzung ihrer Daten bewahren und steigern. Die daraus resultierenden Produkte und Dienstleistungen sind passgenauer an Kundenbedürfnisse angepasst und erreichen genau die Kunden, die sie erreichen sollen. So schaffen sie mehr Loyalität, was sowohl ihren Ruf als auch ihren Markenwert steigern kann. Wir bewegen uns somit von der regulativen Verantwortung hin zur freiwilligen Verantwortung.

Was schafft eine solche Selbstverantwortung?

Sie schafft Vertrauen bei unseren Kunden. Fast keine Institution (Regierung und Wirtschaft) wird gleichzeitig als kompetent und ethisch eingeschätzt. Dabei ist Vertrauen eines der wenigen „Pfunde“, die wir aus europäischer Sicht in eine digitale Waagschale werfen können.

Was können wir als Unternehmen machen, um ethische Datenprodukte zu erzeugen?

Ein Mangel an Empfehlungen und Richtlinien zur digitalen Ethik besteht keineswegs. Die Herausforderung besteht vielmehr in der Operationalisierung solcher Richtlinien, da diese in der Regel auch tiefgreifende Änderungen in der Kultur eines Unternehmens bedeuten.

Wir bei der Informationsfabrik betrachten Datenethik als Teil einer Datenstrategie und greifen im Rahmen unseres Data Governance Frameworks datenethische Grundsätze auf, um eine Verankerung in Ihrer Organisation zu erreichen. Unsere Erfahrungen zeigen uns, dass eine übergeordnete Datenstrategie nur im Einklang mit einem Data Governance Konzept und einem ethischen Kompass einen nachhaltigen Mehrwert aus ihren Daten generieren wird. Denn am Ende sind es zuerst die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die von der Nutzung eines neuen Tools oder Werkzeuges überzeugt werden müssen – Mitarbeiter, die Entscheidungen und Folgen mittragen und in ihre eigenen Vorstellungen von Ethik und Moral einordnen müssen. Dies fällt erfahrungsgemäß leichter, wenn diese Frage bereits im Vorhinein behandelt und auf Widersprüche untersucht wurden.


Befassen Sie sich ebenfalls mit diesem Themenkomplex und haben Interesse an einem Austausch?
Gerne stehen unsere Experten Niklas Lümmen und Michael Thieme für Gespräche zur Verfügung! Sprechen Sie uns gerne an.